Trauma

 

Definition nach DSM IV:

Ein traumatisches Ereignis ist ein Ereignis, welches den tatsächlichen oder drohenden Tod oder eine ernsthafte Verletzung oder Gefahr der körperlichen Unversehrtheit der eigenen Person oder einer anderen beinhaltet und intensive Hilflosigkeit, Furcht oder Entsetzen hervorruft. 

 

Als Folge eines belastenden Ereignisses können seelische und körperliche Beschwerden entstehen, sogenannte  Belastungsstörungen (Akute Belastungsreaktionen,  Anpassungsstörungen, Posttraumatische Belastungsstörungen, DIS, ...).

Diese Reaktionen sind normale Reaktionen auf einen extremen, nicht mehr integrierbaren Stress. Sie sind ein Versuch des Körpers und der Seele, das verlorene Gleichgewicht wiederherzustellen.

 

 

Aber: nicht jedes "traumatische" Ereignis muss eine Belastungsstörung auslösen! Nicht jeder ist "Opfer", wenn er / sie etwas Belastendes erlebt hat. Auch müssen es nicht immer die "großen" Katastrophen sein, welche uns belasten. Auch vermeintliche "Kleinigkeiten" können dazu beitragen, dass unsere Psyche mit Stress bzw. den traumatischen Streßfolgen reagiert. 

 

 

Traumatherapie: 

Grundsätzlich geht es in der Traumatherapie NICHT darum, die traumatischen Inhalte aus dem Gedächtnis zu löschen, sondern die belastenden Inhalte  gut ins Leben zu integrieren, vorhandene Symptome (Schlafstörungen, Bilder,..) abzuschwächen und somit wieder Schritt für Schritt nach dem belastenden Ereignis in das "normale" Leben zurück zu kommen.

 

In der Traumatherapie gibt es zahlreiche Methoden, um hier effektiv mit dem Klienten zu arbeiten. Die bewährteste und effektivste Methode ist (derzeit) das EMDR, gefolgt von Brainspotting.

(für mehr Informationen können Sie rechts den entsprechenden Begriff anklicken)

 

 

die 3 Phasen einer traumatherapeutischen Behandlung: 

 

 1. Stabilisierungsphase

Ist die Vertrauensbasis geschaffen, kann nach dem Tempo des Klienten

vorgegangen werden. Oft sind Erklärungen, welche innerpsychischen

Vorgänge für die Entstehung von Traumata verantwortlich sind, sehr

hilfreich. Ebenso können akute Belastungsreaktionen bzw. die Symptome der Posttraumatischen Belastungsstörung erklärt werden, somit weiß der Klient, dass diese Reaktionen / Störungen ganz normale Reaktionen auf das von ihm Erlebte sind. In dieser Phase kann man auch mittels Imaginationsübungen selbst zur eigenen Heilung beitragen und damit mehr Eigenverantwortung und Eigensteuerung übernehmen.

Die wichtigste Regel für den Therapeuten / Psychologen lautet:

Über die traumatischen Erfahrungen wird nicht gesprochen - oder:

Es kann über alles, es muss aber über nichts gesprochen werden.

 

  

2. Traumabearbeitungsphase

Die Methoden der Stabilisierungsphase werden während der ganzen Therapie fortgesetzt. Die Phase der Traumabearbeitung und die Phase der Stabilisierung können sich im Verlauf der Behandlung immer wieder abwechseln.

Die Traumabearbeitung erfolgt durch ein strukturiertes, dosiertes und kontrolliertes Wiedererleben zentraler Aspekte des Traumas. Dadurch wird der Verarbeitungsprozess der traumatischen Erlebnisse weiter fortgesetzt, die Speicherung der Traumata im Gehirn verändert sich, durch Wiedererleben kommt es zur Integration dieser Erfahrungen in die Gesamtpersönlichkeit.

 

3.  Integrationsphase

In der3- Phase geht es um die weitere Verarbeitung im Sinne von Integration des Geschehenen in das alltägliche Leben.

• Dies kann mit Traumaarbeit und / oder dem Erlernen neuer Bewältigungsstrategien einhergehen.

Ziel der Traumatherapie: es geht nicht um das Vergessen, sondern um die Integration - im Sinne des „posttraumatischen Wachstums"  („ich habe überlebt", jede Krise eine Chance,....)

 

 

 

 

Traumafolgestörungen  (Folgen von erhöhtem Stress)

 

 

1. Akute Belastungsreaktionen                  nach einem belastenden Ereignis

 

 

folgende Symptome können auftreten:

• Intrusionen: wiederkehrende Bilder, Gerüche, Gedanken ... an das Ereignis

• Aktivierung der Schutzmechanismen: Bemühungen sich von den Bildern, Gerüchen, Gedanken, usw. abzulenken (Witze, Rationalisierungen,...), emotionale Taubheit

• Übererregtheit: die Stressreaktion hält nach Ende des Ereignisses noch an , als Folge davon kann es zu Schlafstörungen, Aufgedrehtheit, Konzentrationsprobleme, usw. kommen.

• Dissoziative Symptome: z.B. Unfähigkeit sich an einige Aspekte des Traumas zu erinnern (Amnesie), gestörte Körperwahrnehmung, Derealisationserleben (das Gefühl zu haben, dass das alles nicht wahr ist, dass man nur "im falschen Film" ist) 

Depersonalisationserlebnisse 

 

Behandlungsmethoden:

Krisengespräche

Entspannungsübungen

 

Da es sich hierbei um völlig NORMALE Reaktionen auf ein belastendes Ereignis handelt, ist keine Therapie im engeren Sinne nötig, d.h. oft hilft ein einmaliges, tiefergehendes "Krisengespräch" (nach Mitchel& Eberly).

 

Die Symptome einer Akuten Belastungsreaktion sollten

nach spätestens 4 Wochen wieder abgeklungen sein.

Ist dies nicht der Fall, hat sich ev. eine Posttraumatische Belastungsstörung entwickelt, welche unbedingt therapeutisch behandelt werden muss. 

 

 

 

2. Posttraumatische Belastungsstörung

 

 

von einer PTBS (oder PTSD post traumatic stress disorder) spricht man, wenn

  • Wiedererleben
  • Vermeidung und
  • Erregung

für mindestens 4 Wochen nach dem Ereignis auftreten und die betroffene Person in ihrem täglichen Tun nachhaltig beeinträchtigt ist.

 

Eine PTBS wird als Zustand ständiger Belastung empfunden. Die Erinnerungen an das Ereignis werden sowohl abgewehrt, als auch zwanghaft wiederholt. Die Emotionen, welche dabei auftreten, werden als Antwort auf Konflikte zwischen den "Grundannahmen" angesehen.

 

(Grundannahmen: "die Welt ist ein sicherer Ort, mir wird nichts passieren") 

 

PTBS gut erklärt:

https://www.youtube.com/watch?v=YKgaCj8WwJ4

 

ebenso unter:

https://www.spektrum.de/video/hirnerkrankungen-posttraumatische-belastungsstoerung-ptbs/1614068 

 

 

 

3. Sekundäre Traumatisierung

 

 

Nicht nur das direkte persönliche Erleben eines Ereignisses, sondern auch das Miterleben bzw. davon Hören eines unerwarteten oder gewaltsamen Todes, schweren Leides oder der Verletzung eines Menschen kann zu einer Traumatisierung beim „unbeteiligten“ (nicht selbst traumatisierten) Beobachter führen. D.h. man muss nicht in zeitlicher und / oder örtlicher Nähe des Unglückes gewesen sein, alleine das Erzählte reicht aus, um Helfer / psych. Fachkräfte zu traumatisieren. 

Gerade Menschen in helfenden Berufen sind diesem Risiko ausgesetzt, da sie sich ständig mit dem Leid und der Trauer der Patienten / Klienten auseinander setzen müssen.

Mitverantwortlich für diesen psychischen Vorgang sind die Spiegelneurone: Die Simulationstheorie führt zu der Annahme, dass während der Beobachtung eines emotionalen Zustandes einer anderen Person, dieselben neuronalen Netzwerke aktiv werden, wie während des eigenen Erlebens dieser Emotion.

 

Je länger nach einer berufsbedingten Traumatisierung die professionelle Unterstützung ausbleibt, desto schwieriger wird die konstruktive Verarbeitung und umso eher kommt es zur Chronifizierung von Gesundheitsschäden“. Pankert & Gehrke (2015)

  

Eine Sekundäre Traumatisierung ist (im Gegensatz zur PTBS) eine langsam schleichende und über einen längeren Zeitraum sich entwickelnde Belastungsstörung und  ebenso eine normale Reaktion auf die stets belastende, manchmal traumatisierende Arbeit mit den Betroffenen. Sie ist kein Ausdruck von Schwäche oder mangelnder Berufseignung
Die Folgen einer Sekundären Traumatisierung können sein:
   soziale Isolation, Aggression, Zynismus
§Unfähigkeit, die Routinearbeiten des Alltag fortzusetzen,
§das Gefühl des Getriebenseins, der Überlastung,
§emotionale Taubheit,
§ eine Reduzierung des Einfühlungsvermögens,
§Leugnen der eigenen Sorgen, Belastungen und Ängsten,
§Entfremdung, Misstrauen,
§Träume über und Erinnerung an das miterlebte Geschehen
§Schlafstörungen
§bis hin zur Depression
Hier geht es zum Fragebogen "Sekundäre Traumatisierung"
Prävention:
eine gute Ausbildung
Supervision / Reflexion
Austausch im Team
Behandlung / Therapie
traumatherapeutische Methoden
Supervision / Reflexion
Distanzierungsübungen